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Was bedeutet „Autorität“ in der Schule!

27. September 2025

Bild von Andreas Sandvoß

Andreas Sandvoß

kontakt@andreas-sandvoss.de

Autorität in der Schule
  1. Was bedeutet „Autorität“ in der Schule?
  • Autorität = anerkannte Einflusskraft
    Sie entsteht nicht automatisch durch eine Rolle („Ich bin Lehrkraft“), sondern durch die Kombination von fachlicher Kompetenz, klarer Führung und wertschätzender Beziehungsgestaltung.
  • Unterscheidung
    • Formale Autorität: ergibt sich aus der Position (Lehrkraft hat rechtliche und organisatorische Verantwortung).
    • Personale Autorität: wird freiwillig zugeschrieben, weil Schüler/innen Vertrauen, Respekt und Sicherheit empfinden.
    • Fachliche Autorität: basiert auf Wissen und guter Didaktik.
    • Beziehungsautorität (Jesper Juul): entsteht, wenn Lehrkräfte gleichzeitig klar führen und echtes Interesse an Schüler/innen zeigen.

Merksatz:
Autorität wird nicht eingefordert, sie wird verliehen.

  1. Wie können Lehrkräfte als Autorität wahrgenommen werden?
Bereich Konkretes Verhalten
Klarheit & Struktur Deutliche Regeln, transparente Erwartungen, klare Sprache, konsequentes Handeln.
Kompetenz zeigen Fachwissen sicher vermitteln, fair bewerten, Feedback geben.
Verlässlichkeit Zusagen einhalten, ruhig bleiben, vorhersehbar agieren.
Sichere Körpersprache Aufrechte Haltung, ruhige Gesten, klare Stimme.
Beziehung & Respekt Interesse zeigen, Namen kennen, zuhören, Fehler anerkennen.
Selbstregulation Bei Provokationen ruhig bleiben, keine Machtdemonstrationen aus Impuls.

 

  1. Gefahren, wenn Unterricht ohne Beziehungsarbeit stattfindet
  • Schüler/innen folgen nur aus Pflicht, nicht aus innerer Motivation → Lernklima bleibt fragil.
  • Fehlende Bindung erhöht Konflikte, Respektlosigkeit, Störungen.
  • Jugendliche suchen andere Autoritäten (Peers, Internet) → Einfluss der Lehrkraft sinkt.
  • In Belastungssituationen (Aggression, Angst, Überforderung) fehlt der Beziehungsanker, um deeskalierend zu wirken.
  • Risiko von „Dienst nach Vorschrift“ – Lernende machen nur das Nötigste, keine intrinsische Beteiligung.

Fazit: Fachlicher Unterricht ohne Beziehung wirkt wie ein „Programm ohne Anschluss“ – es läuft, aber erreicht die Schüler/innen nicht emotional.

  1. Wie kann man Beziehung zu Schüler/innen aufbauen?
  2. A) Grundprinzipien
  1. Wertschätzung zeigen
    • Namen kennen, zuhören, Blickkontakt, echtes Interesse am Leben der Schüler.
  2. Verlässliche Grenzen setzen
    • Regeln klar kommunizieren und fair durchsetzen – Sicherheit schaffen.
  3. Humor & Authentizität
    • Fehler eingestehen, lachen können, echt bleiben.
  4. Rituale etablieren
    • Begrüßung, Feedbackrunden, feste Strukturen geben Halt.
  5. Partizipation ermöglichen
    • Schüler/innen mitgestalten lassen, z. B. Klassendienste, Ideen einholen.
  1. B) Praktische Werkzeuge
  • „Beziehungsminuten“: zu Beginn/Ende der Stunde kurz Smalltalk oder positives Feedback.
  • Check-in-Fragen: „Wie geht’s euch heute?“ (Daumen hoch/mittel/runter, Emojis).
  • Individuelle Anerkennung: nicht nur Leistung loben, sondern auch Bemühung.
  • Konflikte lösungsorientiert ansprechen: Ich-Botschaften statt Vorwürfe.
  • Persönliche Konsistenz: klare, ruhige Reaktionen statt unberechenbarer Strafen.
  1. Praxistipps für den Alltag

Stimme & Körpersprache bewusst einsetzen – ruhig, klar, ohne Aggression.
Sichtbare Fairness – gleiche Regeln für alle, keine „Lieblinge“.
Emotionale Distanz wahren, aber Interesse zeigen – Nähe ohne Freundschaftsrolle.
Nach Konflikten nachbesprechen – Beziehung reparieren, nicht nur sanktionieren.
Selbstfürsorge – nur wer innerlich stabil ist, kann Autorität ohne Härte leben.

Kurzform für die Pinnwand im Lehrerzimmer

Autorität = Klarheit + Beziehung + Kompetenz
Ohne Beziehung entsteht Gehorsam aus Angst, nicht aus Respekt.
Beziehung wächst durch Interesse, Fairness, Verlässlichkeit und klare Führung.

 

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